Montag, 14. Februar 2011

Nietzsche hatte Recht!

In letzter Zeit überkommt mich ja schon ein Brechreiz wenn ich glückliche Paare über die Strasse schlendern sehe. Egal was man tut, überall ist man konfrontiert mit dem ewiglichen Geliebe anderer und dessen Ausdrücken, die jedem, aber auch jedem im Blickfeld dargeboten werden müssen. Wenn ich manche Leute in ihrer holden Zweisamkeit an Bushaltestellen, auf Bürgersteigen, Wiesen, an Seen, in Parks, in Läden, Kinos -kurz: in der Öffentlichkeit- sehe, wie sie sich gierig die Zungen in die Hälse stecken, sabbernd dem jeweils Anderen zeigen, wie sehr sie ihn oder sie doch lieben, frage ich mich manchmal, warum sie eigentlich noch an sich halten, sich nicht Hemd und Hose vom von Lust benässten Körper reißen und ihren wilden Koitus direkt hier, vor den Augen des Mobs vollziehen.

Einen wesentlichen Unterschied macht es doch dann nicht mehr, wenn er seine Hand unter ihre Bluse schiebt und damit den Augen der (Un-)Beteiligten, Körperteile freilegt, die doch eigentlich nur seinem Auge bestimmt sind.
Oder sie, die ihre Hand unter die Hose des Geliebten schiebt, um dem männlichen Gesäß eine ordentliche Massage zu verpassen und dabei, versehentlich oder nicht, das Maurerdekoltee präsentiert, das ohnehin keiner sehen will.
Dann macht es doch auch nichts, wenn gekonnt die restlichen Kleider fallen und mensch im Adamskostüm dem biblischen Spruch der Vermehrung in Tat und Tätlichkeit nachkommt. Übel wird mir, ganz und gar und nur der Anstand verbietet, den beiden mal ordentlich die Ommen zusammenzukloppen!
Dann höre ich die übertrieben zart gesagten Bekenntnisse, meist in Verbindung mit Kosenamen wie Mäuschen, Liebling oder dem Klassiker Schatzi. Wieviel armes Getier hier mit seiner Bezeichnung herhalten muss ist kaum zu zählen.

Selbst im Alleinsein bleibt einem das Geschmalze nicht erspart, es sei denn, man verweigert sich aller Möglichkeiten der Unterhaltung. Hin und wieder aber versucht man, Langeweile und Einsamkeit mit einem Film zu vertreiben. Da sitzt man nun und wählt schon bewusst nichts aus der Sparte Romance, Liebesdrama oder typisch Hollywood Action und entscheidet sich, eben weil man keine Lust auf Pärchenscheiße hat, für einen Kriegsfilm, einen Thriller, Horror oder dergleichen. Doch scheinbar kommen Filme aller Genres nicht ohne die Sülze der Zweisamkeit und des Verliebtseins oder des Insichverliebens aus. Der ärgste, brutalste Kreigsfilm hat da die Kussszene ebenso, wie der derbe Splatter und ich frage mich laut und verzweifelt nach dem WARUM NUR???

Und an Tagen wie heute kommt man aus dem Kotzen gar nicht raus. Der 14. Februar, inzwischen weithin als Valentinstag bekannt, schwemmt auch das letzte verborgene Lieben an eine schon vom selben verkrustete Oberfläche.
Was einer der gängigsten Legenden nach um 260 nach Christus Geburt durch den Priester und späteren Märtyrer Valentin aus Terni begann, entwickelte sich, von der Kirche veranlasst, zunächst zu einem Clou der Blumenhändler und Floristen und später dann zum Verkaufserfolgsrezept so mancher Händlerbranche.
Valentin, der einen großen Blumengarten besaß, beschenkte junge Paare, die an diesem vorüber gingen mit Blumen und sah seine Aufgaben außerdem darin, Trauungen vorzunehmen. Am 14. Februar 269 n.Chr. wurde er im Zuge der römischen Christenverfolgung (wohl durch Enthauptung) hingerichtet und später durch die Kirche zum Märtyrer gemacht. Seither begeht man diesen Tag als Feiertag der Liebenden.
Klar, dass diese Story, die nicht einmal wirklich beweisbar ist, eines Tages einem findigen Blumenhändler zur Werbung diente und klar ist auch, dass eine erfolgreiche Strategie Nachahmer findet.
Und so schwappte die Begehung dieses Feiertages, der von der Kirch übrigens in den Sechziger Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts abgeschafft wurde, irgendwann zurück nach Europa, wo er im Mittelalter seinen Weg durch die Welt nahm und überflutet nun auch die Verrücktgewordenen hierzulande.

Auch ist der 14. Februar der Namenstag von Valentin, was soviel wie gesund, kräftig bedeutet. Man ehrt aber an diesem Tag auch die Namen Cyrillus, Josefa und Methodius. Ist eigentlich nicht erwähnenswert, wenn da nicht die Bedeutungen wären. Methodius bedeutet so viel wie "Weg der Untersuchung" und lässt ahnen, dass Doktorspiele wohl schon lange zu dem Namen Josefa, "Gott möge vermehren" führen. Passt das nicht irgendwie seltsam zum "Tag der Liebenden"? Da steckt doch eine Verschwörung dahinter. Wenn damal nicht Illuminaten ihre Finger im Spiel haben. Ich will an dieser Stelle aber nicht anfangen, nach der Zahl dreiundzwanzig zu suchen, die ich mit Sicherheit finden würde, wenn ich sie nur finden will.

Ich bleibe da lieber beim ollen Nietzsche der sagt, dass das Verliebtsein der Zustand ist, in dem die Menschen die Dinge am wenigsten so sehen, wie sie sind, hole mir ein paar Bier und trinke mir die rosa Welt wieder ordentlich schwarz, ignoriere so gut es geht die Herzchen und rosa Wölkchen, Kärtchen und Stofftierchen, Blümchen und Sträuschen und spucke jedem, der auch nur daran denkt, mir einen schönen Ichkotzdichvolltag zu wünschen in Gedanken mitten ins Gesicht.

In diesem Sinne: Prost!

2 Kommentare:

  1. Müssen wir uns jetzt eigentlich gegenseitig im Park vergiften? Ich hol schon mal das Arsen aus dem Giftschrank ;-)

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  2. Sei unbesorgt. Wir sind doch arrogant genug zu sagen: "Wir... meine Damen und Herren... sind da gaaaanz anders" Dann heißt es Nase gen Himmel und mit stolzem Schritt im Slalom um die Neider, die wir selbst gerade noch waren! ;)

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