Dienstag, 29. Oktober 2013

...dem Deutschen, was des Deutschen ist!

Sonntach is schon vorbei? Verflucht, dabei hab ich doch nur kurz geschlafen. Andererseits fällt mir grad auch nicht viel ein. Das Akutthema Wahl will ich beiseite lassen, denn ich gehe wählen, viel werdens nicht tun, andere sind noch unschlüssig, einige werden ihre Zettel ungültig machen und ein Großteil lässt sich nicht davon abbringen, auch ohne Narrenkappe Dummheiten zu machen. Und so will ich zitieren "...wählen zwischen Pest und Cholera..." Völlig logisch. Bevor ich das Dorf verlasse, oder lerne, wie ich mich gegen Pest UND Cholera impfe, wähle ich lieber eins von beiden, denn alles Andere hat mit Bildung etwas zu tun und Bildung ist Arbeit und, das ist wohl das Schlimmere dabei, das Abrücken von festgefahrenen Meinungskonstrukten, das in Frage stellen der eigenen Manifeste, das Erkennen eines fundamentalen Fehlers im Denken und das Zulassen einer Gegenmeinung... aber was...? Nun rede ich ja doch von einem Thema, das ich nicht erwähnen wollte. Ich sollte es lassen. Eins noch: als ich letzte Woche durch den örtlichen Konsumtempel schlenderte (schlimm genug, aber ich habe mir das Ziel gesetzt, den ansässigen Kleinsthändlern mehr Aufmerksamkeit zu schenken und gelobe hiermit Besserung), fiel mir eine schicke Vertreterin des "Pöbels" ins Auge, der ich ansah, was sie wohl wählen wird, wenn sie ihr zugewiesenes Wahllokal findet und der Kater es zulässt, das Bett vor achtzehn Uhr zu verlassen. Bekleidet war die Dame, augenscheinlich Mitte vierzig, ganz traditionell mit einer speckigen Adidas Jogging-Hose die ihre besten Zeiten längst hinter sich hat, Turnschuhen ohne erkenntliches Markenzeichen und einem T - Shirt, auf dem in großen, schwarz - rot - goldenen Lettern geschrieben stand: "DEUTSCH" ... ,sieht man' rauschte es mir durch den Kopf und ich lächelte sie freundlich an. Sie tat es mir gleich und legte eine dentale Abraumhalde sondergleichen frei. Die in eine Nichtfrisur gebrachten, fettigen Haare schrien ihre Pein durchs Wurstregal. Im Vorbeigehen erhaschte ich einen Blick in den weitestgehend vom strähnigen Zottelwuchs frei gebliebenen linken Gehörgang, der verbaut war von schwefeligem Gefels. ,Obs wohl Absicht und das rechte Ohr säuberlichst gereinigt ist, um Parolerie und ehrlicher Propaganda den Weg ins Denkorgan hindersnisfrei gebahnt zu lassen?' Ich dachte drüber nach, so zu tun, als hätte ich eine Packung Billigsalami vergessen, um umzukehren und mir so eine Antwort auf diese Frage verschaffen zu können, aber das erste Warnsignal des Nervenkostüms rief zur Vernunft. Ich ließ es, denn ich hatte ja bereits genug gesehen. Alles Andere sollte Spekulation bleiben und könnte dann als Frage hier stehen. Die Schultern der Deutschen hingen, vom krummen Rücken weit nach vornunten gedrückt, auf halbe Höhe Torso und ich überlegte, ob das der viel besagte Buckel von der Arbeit ist. Dem gummiartigen Gang jedoch, der stark an unsere Abstammung (vom Affen) erinnerte, entnahm ich, dass sich dieses Wesen eher weniger aus Muskel zusammensetzt, was kombinieren lässt: Arbeit ist wohl nicht das Zubrot und der Eintritt in dieses Geschäft. Wie gefedert, ja leicht hüpfend, dabei aber ohne einen Funken Elan versprühend, bewegte sich dieses Mensch durch die Gänge der bunten Artikel, die Mundwinkel in Richtung Kinn gezogen, was der oberen Hälfte des Gesichts mehr Platz verschafft, der wasserscheuen Akne blühende Felder zu geben. Immer wieder begegnete mir Fräulein "Deutsch" und irgendwann kam ich nicht umhin, neben ihr stehend tief einzuatmen. Ich sagte mir noch 'ey,' sagte ich so zu mir 'machs nich, atme bloß nich, wenn die neben dir steht', aber die Neugier war größer und meine seichte, aber doch vorhandene masochistische Ader befahl: Kommando Luft!" also sog ich tief und rang nach derselben, denn Luft war da nicht. Da war nur der Geruch von einer seit einem Jahr defekten Waschmaschine mit einer penetranten Brise Wasserrechnung nicht bezahlt und einer undefinierbaren Beinote. Jetzt wurde mir etwas schlecht. Im Grunde hatte ich auch alles beisammen, also flüchtete ich in Richtung Kasse. Dort überlegte ich, ob nicht einen der dicken Filzstifte erwerbe, ganz spontan und nur, um draußen auf die Frau zu warten, über die Lettern D E U T S C H noch ein kleines Wort zu schreiben: "typisch"... Ich ließ auch das. Mir reichte der Gedanke an diese Kolumne und ich verzog mich. Auf dem Heimweg, auf dem ich mich schon auf (m)eine Dusche freute, ich war ja kontaminiert, fragte ich mich, weswegen sie wohl dieses Shirt an hatte? Am Ende tue ich dieser Person hier Unrecht, weil sie eine Aktionskünstlerin war und ich ihren satirischen Streich absolut nicht verstanden habe? Es wird ein Rätsel bleiben...

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